„Ich möchte mich für die Gesellschaft engagieren“
Kirsten Schaaf-Frey ist für die Freiwillige Feuerwehr Ilvesheim im Einsatz.
Als Global Category Manager im Bereich Global Procurement ist Kirsten Schaaf-Frey weltweit für den Einkauf von technischen Dienstleistungen zuständig. Im Interview erzählt die studierte Wirtschaftsingenieurin, was sie an dem Ehrenamt begeistert.
Kirsten Schaaf-Frey (l.) und ihre Schwester Lisa Schaaf sind seit ihrer Kindheit bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.

Was motiviert Sie, das Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr auszuüben?
Ich bin da als Kind einer Feuerwehrfamilie praktisch hineingewachsen: Mein Vater ist in der Feuerwehr und meine Schwester und ich waren schon mit zehn Jahren in der Jugendwehr. Mich begeistert die soziale Komponente: Zum einen kann ich mich für die Gesellschaft engagieren. Zum anderen ist die Gemeinschaft toll, man lernt viele verschiedene Menschen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund kennen.
Was genau sind Ihre Tätigkeiten?
Unsere Einsätze reichen von der Brandbekämpfung über Hilfeleistungen für den Rettungsdienst bis zu Evakuierungsübungen an Schulen. Ich bin Truppführerin eines Zweiertrupps und als ausgebildete Atemschutzträgerin vorneweg mit dabei. Da trägt man schon mal 15 Kilo Ausrüstung – in meinem Fall bei 1,60 Metern Körpergröße.
Gibt es Einsätze, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Mein erster Atemschutzeinsatz – das war ausgerechnet einen Tag, nachdem ich einen Halbmarathon gelaufen bin. Wir wurden in eine Kleingartenanlage gerufen und haben Hasen aus einem brennenden Gartenhaus gerettet. Einen wirklich extremen Einsatz mit Personenschaden hatte ich zum Glück noch nicht. In Ilvesheim und Umgebung gibt es glücklicherweise nicht oft große Brände. Der Großteil unserer Einsätze umfasst die Hilfeleistung bspw. Unterstützung des Rettungsdienstes oder das Löschen kleinerer Brände, Mülltonnen oder Strohballen zum Beispiel.
Wie verläuft die Ausbildung für die Feuerwehr?
Den Grundlehrgang habe ich bereits mit 17 absolviert. Nach einem Jahr aktivem Dienst als Feuerwehrfrau-Anwärterin wurde ich Feuerwehrfrau. Dann folgten der Truppenführerlehrgang und der Atemschutzgerätelehrgang. Außerdem lernt man noch das Funken.
Die Feuerwehr galt lange Zeit als Männerdomäne. Wie ist das heute – wie viele Frauen sind in Ihrem Zug?
Wir sind sieben Frauen bei der Feuerwehr Ilvesheim. Eine Kameradin kann das Löschfahrzeug fahren, ich und eine weitere Kameradin sind als Atemschutzträgerin ausgebildet. Dass Männer bei der Feuerwehr zahlenmäßig stärker vertreten sind, war für mich nie ein Problem. Mein Vater hat mich und meine Schwester immer ermutigt, bei der Feuerwehr mitzumachen. In meinem Löschzug war ich von Anfang an ein vollwertiges Teammitglied. Ich kenne meine Grenzen und weiß zum Beispiel, dass ich weniger tragen kann. Dafür sind wir ja ein Team – wir unterstützen uns gegenseitig.
Gibt es Schnittmengen zwischen Ihrer Tätigkeit für die Freiwillige Feuerwehr und Ihrem Beruf?
Tatsächlich bringe ich manches, was ich bei der Feuerwehr gelernt habe, in meinen Beruf als Einkäuferin ein. Zum Beispiel, Herausforderungen ruhig anzugehen und die Situation erst einmal zu analysieren.
Wie vereinbaren Sie Ihren Beruf und den Feuerwehrdienst?
Vor Corona war ich während der Arbeitszeit nie in Bereitschaft. Die Fahrtzeit von Bensheim nach Ilvesheim ist mit mehr als einer halben Stunde einfach zu lang. Jetzt während der Zeit im Home-Office kann ich aber hin und wieder an einem Einsatz teilnehmen, wenn es die Arbeitslage erlaubt.
Haben Sie als Fachfrau einen besonderen Blick auf die Brandschutzvorkehrungen am Standort?
Man schaut natürlich bewusster hin, beim Brandschutz ebenso wie bei Erster Hilfe. Hier am Standort wird alles richtig gemacht – von der jährlichen Sicherheitsunterweisung für den Brandfall bis zu den verfügbaren Defibrillatoren. Mir ist es auch wichtig, meine Kollegen zu motivieren, Probealarme ernst zu nehmen.